1. TreWa Con

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Die 1. TreWa Con im Jugendzentrum Augsburg Göggingen | Beginn: 29.10.1982 / Ende: 1.11.1982


Ich bin voreingenommen, wirklich. Mir hat es nämlich gefallen. Ich habe denen gesagt, ich kann nicht, weil ich voreingenommen bin. Ich habe gesagt, die sollen den Conbericht jemanden schreiben lassen, dem es nicht gefallen hat. So wie den Münchnern. Aber nein, ich mußte es machen. Warum? Zeitmangel der anderen. Eigentlich sollte auf diese Doppelseite ein Bericht über den Revenge of the Jedi Trailer. Der von Dirk Eickhoff sein sollte. Ob der nicht wollte, oder nicht durfte, weiß ich nicht.

Der Con. Erst mal ganz allgemein: Meiner Schätzung nach haben in 13 % richtig voll genossen. 37 % fanden ihn mittelmäßig, und der Rest …. na ja.

Am Freitag fing alles an. Gleich nach der Schule war ich mit diversen Freunden losgefahren und erreichte den Ort des Geschehens zu einem der vielen Zeitpunkte, wo keiner da war. Nachdem wir uns umgesehen hatten, kamen so nach und nach die nächsten Gäste. Denen wir beim Gepäcktragen halfen, versteht sich.

Der Nachmittag verging eigentlich nur mit Bestaunen über die reichlichen Ravioli Vorräte und des ersten herumschnüffelns, ob man nicht hier oder dort irgendwas – oder irgendwen – interessantes findet. Das Essen kann man mit dem Essen in einem Skilager vergleichen – mäßig also. Ich mag Skilager. Nun, die Getränke hatten den Nachteil, daß man sie bezahlen mußte. Natürlich fehlte das Kleingeld. Ein Getränk war zum Beispiel der Cantina-Flip (der später in Cantina-Flop umbenannt wurde), der aus Waldmeister, Cola, Apfel- und Orangensaft bestand. Manchmal gab es ihn auch mit Trockeneis (über -30 Grad Celsius), wird es gasförmig und dampft und brodelt wie in einer Disco – das war wohl der Knalleffekt der Con. Zu jener Zeit liefen die ersten Filme im Videoraum, und von da an lief der Apparat heiß. Das Programm ging von Star Wars, The Empire Strikes Back, Galaxina, Flesh Gordon, Exterminator, Rollerball, Sador, Conan, Blade Runner, Blues Brothers – ach, ich weiß gar nicht mehr alle. Die Conbesucher verteilten sich an einigen Stellen, die sie besonders interessant fanden.

Und da liegt auch der Hund bei der Con begraben: nicht alle Leute fanden solche Orte. Das waren eben jene 87 %, im Gegensatz zu mir. Andere amüsierten sich nicht auf der Con. Man muß eben, wie man so schön sagt, das Beste aus etwas machen. Das können nicht alle. Doch um wieder zum Thema zurückzukommen: es gab bald keine geregelten Zeiten mehr. Vor allem zu der Zeit, die ander Leute damals Nacht genannt hätten. Manche schliefen um 10 Uhr ein, um Stunden später Videos anzusehen. Nachts war ja wahrscheinlich am meisten los. Aber es war ja praktisch immer Nacht, denn sämtliche Fenster waren verklebt mit Alufolie. Ich hatte meist keine Ahnung, welche Uhrzeit wir hatten, weil ich meine Uhr nicht dabei hatte. Aber trotzdem versäumte ich oft das Beste. Ich schlief immer so schnell ein. Und eine Nacht verbrachte ich im eigenen Bett – zuhause. Meine Eltern! Na ja. Der Kampf um den Schlafplatz und vor allem um die spärlichen Kissen war groß. Er lässt sich eigentlich nur mit meinem allmorgendlichen Gerangel um einen Sitzplatz in der Straßenbahn vergleichen. Unter dem Kapitel „Nahrung“ wurde uns noch mehr Ravioli mit Reis und Erbsen vorgesetzt. Dank den Köchinnen. Und Nudelsalat. Der befand sich in einem mit Alufolie ausgelegten Wäschekorb. Es war entsprechend viel. Jeden Morgen verdrückte ich ein paar Semmeln, die ich jedenfalls dort im Überfluss vorfand. Alle Tage vergingen eigentlich mehr oder weniger gleich – gleich gut für mich. Es war dort, immer wenn ich wach war, einiges los. Die Schwerpunkte der Leute, die sich amüsierten, waren wohl die Bar mit diversen Barkeepern, die, sofern sie mal da waren, dem Klischee eines echten Barkeepers voll entsprachen. An der Bar trafen sich die Leute, die Quatsch machten. Und die lustig waren. Dann gab es den Materialraum. Wie ich aus dem Conbericht des EMPIRE MUNICH entnahm, hat auf der Con eine anscheinend furchtbar langweilige Diashow stattgefunden. Ich weiß es nicht. Ich war nicht. Ich war nicht dabei. Ich habe mich nämlich unterhalten. Im Materialraum war das Treffen der „Wissenschaftler“ und „Politiker“. Wir spielten dort mit zwei Followern (jedem Fantasy Fan ein Begriff) ein Fantasy Spiel, daß aber bald nur in Erzählungen der geübten Spieler ausartete. Es war köstlich, lehrreich und interessant. Dann kam noch in Physikstudent dazu. Wußtet ihr schon, daß, wenn man alle Chinesen der Welt (wir nehmen die, weil wir eine große Anzahl brauchen) mit Lichtgeschwindigkeit durch eine Wand jagt, wahrscheinlich einer dabei ist, der auf der anderen Seite wieder heil herauskommt? Ohne kaputte Wand? Physikalisch sehr gut möglich. Oder daß rotes Licht ein anderes Gewicht hat, als z.B. blaues Licht? Ich hatte es bis vor der Con auch nicht gewußt. Ganz allgemein lässt sich die Con mit dem Film „Der Partyschreck“ mit Peter Sellers vergleichen. Totales Chaos, große Unorganisiertheit, wenig Neues, aber für jeden, der etwas daraus gemacht hat, der etwas daraus machen konnte (das war potentiell jeder) ein wundervolles Ereignis. Bis vielleicht auf Dirk. Er mußte sich einige ätzende Bemerkungen anhören.

Noch etwas zum Conbericht der Münchner. Er war wie die Con. Ich habe mich königlich amüsiert. Es gab weder Klingelknöpfe, noch große Stimmungsmache der Münchner. Da läßt sich nur das Wort von Anastasius Grün (1806-1876) gebrauchen: „Manch Urteil ist ja längst beschlossen, eh des Beklagten Wort“ – Con – „geflossen.“

Thomas Rau

Journal of the Whills #6

1. STAR WARS CONVENTION IN AUGSBURG
Ort: Jugendzentrum Augsburg-Göggingen Teilnehmerzahl: 70
Dauer: Freitag, 29. Oktober bis Montag 1. November.

Veranstalter: SWFC UNION OF THE JEDI [Dirk Bartholomä, Michael Lechner, Thomas Kühlmann)

Am Donnerstag abend ging es los, Thomas holt mich von zuhause ab und wir fuhren nach Oberhausen, einem Vorort von Augsburg um Michael Lechner abzuholen. Michael hatte eine ganze Menge Schallplatten und die Anlage dabei, anschließend fuhren wir ins Jugendzentrum in der noch eine christliche Gruppe war. Wir verzogen uns in den Materialraum und zitterten vor lauter Aufregung. Um 22.00 Uhr konnten wir endlich in den großen Aufenthaltsraum und bauten die Stereoanlage auf die Thomas Kühlmann installierte.
Michael und ich dekorierten derweil den Raum mit Aluminiumfolie und räumten auf. Dann legten wir uns in dem total menschenleeren Jugendzentrum auf die Ohren und pennten bis in die Frühen Morgenstunden, das Geschrei des über uns liegenden Kindergartens weckte uns jedoch bald auf.
Freitag vormittags verbrachte Michael mit dem Herrichten der Räume und Thomas fuhr zusammen mit mir durch Augsburg und besorgte noch Brot, Konserven und Trockeneis das für exotische Mixgetränke verwendet wurde. Gegen Mittag holte ich dann den ersten Teilnehmer vom Bahnhof ab. Am JUZE angekommen stellte ich zu meiner Verwund-erung fest daß schon an die 30 Leutchen da waren und sich schon den ersten Video-Film, ZOMBIE, ansahen. Kurz danach kam dann eine große Autokarawane aus dem Ruhrgebiet an. Der Rest vom Abend verlief mit auspacken, beschnuppern und Video schauen.
Thomas und ich Überprüften anhand von Checklisten, ob auch alle Leute bezahlt hatten, die da waren und zu unser Verwunderung waren auch einige Leute da. Bis dann auch im letztem Schlafsack Ruhe einkehrte war es schon 5.00 Uhr in der Früh, übrigens die gewöhnliche Zeit auf Conventions. Am morgen machten sich alle über die bereitgestellten Semmeln, Marmelade und Nutella her, sowie über Tee und Kaffee. Der Samstag brachte neue Gäste es kamen auch sehr viele Prominente aus dem SF/FANTASY Fandom, wie z.B. Bernhard Stoessel (Ben Stoß Mal) ein sehr bekannter Graphiker oder einige Fandomler aus Follow und einem Mann von der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG, der einen Bericht über unser Treffen schrieb. Außerdem traf noch ein Videoteam aus Stuttgart ein, die einen Confilm drehten, den wir allerdings bis heute nicht zu Gesicht bekamen.

Der Vormittag begann mit einigen JAMES BOND FILMEN sowie mit OUTLAND und THE MAKING OF THE EMPIRE STRIKES BACK. Am Nachmittag war dann erstmal großer Filmmaterial-Flohmarkt mit Filmplakaten, Aushänge Fotos und Büchern aus den USA und Deutschland. Bei der anschließenden BLADE RUNNER und STAR WARS Diashow kam große Stimmung auf. Am Frühen Abend verblüffte dann ein Zauberer mit Tricks die Leute, die aus dem Staunen nicht mehr hinauskamen. 8 Fröhliche Fans aus München trafen dann am frühen Abend ein und veranstalteten eine Discoparty. Ca. 30 Leute fuhren dann um 20.00 Uhr in die City von Augsburg um sich in einem großen Augsburger Kino BLADE RUNNER anzusehen. Zu dieser Zeit waren gerade die Totenfeiertage und jeder kann sich wohl gut vorstellen wie die Leute geschaut haben, als plötzlich 30 Leute in voller Kostümrüstung in die Straßenbahn stiegen um in die Stadt zu fahren.
Im Kino war dann die Hölle los, der Kinobesitzer, den ich gut kannte ließ alle Leute für 5 DM in die LOGE und verschenkte noch ein paar Filmplakate, die Stimmung war na¬türlich dementsprechend. Jede einzelne Szene im Film wurde beklatscht und bejohlt. Nach dem Kino dann stürzten wir uns alle in das Discogewimmel auf dem CON.

Das Trockeneis, das für den nötigen Nebel sorgen sollte wurde allerdings für Drinks und Cocktails mißbraucht, das so schön rauchte. Am späten Abend zog man sich zu einer Fotosession die Kostüme an. Der Samstag, oder soll man besser Sonntag früh sagen endete mit den Videofilmen GALAXINA und CONAN DER BARBAR.
Am Sonntag fand dann ein Filmmusikquiz und ein STAR WARS QUIZ statt. Abends wurde uns vom Zauberer abermals eine Probe seines Könnens gezeigt. Der Rest des Abends wurde mit einem dreiteiligem Programm ausgefüllt. Im Keller lief eine Super 8 Horrorfilmshow, im Videoraum wurden die Stimmungsfilme BLUES BROTHERS und KENTUCKY FRIED MOVIE gezeigt, anschließend noch BLADE RUNNER. Im großen Raum indessen war wieder Discotime für alle Tanzbegeisterten um 5.00 Uhr morgens kehrte dann endlich Ruhe ein, bis auf einige hartgesottene, die beim ratschen an der Bar die Nacht durchmachten. Der Montag begann mit dem abreisen der meisten Teilnehmer. Man machte die letzten Fotos, es wurden Adressen, Küsse und Tränen getauscht. Der eiserne Kern von ca. 15 Leuten räumte erstmal auf um danach im gemütlichem Beisammensein im Nebenzimmer über die Con zu sprechen. Der letzte Fan übernachtete noch bis Dienstag in der früh, an diesem Tage mußte das Haus übergeben werden.
Soviel zum ersten Con, der zusammen mit dem IV. CON das beste Feeling herbrachte die eine Convention überhaupt bieten kann.

Dirk Bartholomä

 

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