26. TreWa Con

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Die 30. TreWa Con in Miltenberg | Beginn: 27.12.1995 / Ende: 05.01.1996


Conbericht in Trekworld 41

26. Trewa Con

Das Grundprinzip einer TREWA-CON lautet etwa so: eine nicht-kommerzielle Con, deren Aufgabe es ist, etwa 60-70 Teilnehmern ein gemütliches Beisammensein im Kreise Gleichgesinnter zu bieten, wobei auf jede Art von Kommerz verzichtet wird, und der Con-Beitrag deshalb sehr gering ausfällt. Sicher konnte man deshalb früher auch nicht allzuviel erwarten, was an technischem Aufwand und Geräten herangeschafft wurde, schließlich mußten von dem Geld 10 Tage Jugendherberge finanziert werden, sämtliche Frühstücksutensilien bezahlt werden, und Erinnerungsstücke an die Con sollten schon auch noch sein. Doch die Zeiten ändern sich, und deshalb gestaltete sich der Anreisetag diesmal etwas chaotisch. Etwa 2 Stunden dauerte es, bis sämtliche Videorecorder, Laserdiscplayer, Videobeamer, Diskoanlagen und Nebelmaschinen aus Dirk´s Kellerräumen in insgesamt vier Autos verladen waren, und sich eine Autokolonne von Augsburg auf den Weg machte, um das idyllische Örtchen Miltenberg unsicher zu machen. Dort angekommen standen wir erst mal vor verschlossenen Türen. Die Herbergsleiter waren nämlich auf die glorreiche Idee gekommen, den Haustürschlüssel per Post zu schicken, doch der war nie angekommen. Nach 10 Minuten Sturmläuten trafen wir dann endlich den Hausmeister der noch freundlich erklärte „Do hobst a aber Glück g´hobt, in 5 Minuten wär i nämlich in meinen 3-Tage Urlaub abgefahren“. Na und, dann hätten halt 60 Leute durchs Fenster einsteigen müssen. So aber konnten doch noch alle Vorbereitungen getroffen werden um den ersten Tag für die Ankommenden wie immer gewohnt zu gestalten. Im Laufe des Tages füllte sich der Parkplatz vor dem Haus mit Autos aus den verschiedensten Regionen Deutschlands und Österreichs, und diejenigen, welche mit dem Zug anreisten, wurden bereitwillig von anderen Teilnehmern am Bahnhof abgeholt. Gegen Ende sollte man sogar ein Englisches Autokennzeichen vor dem Conhaus erblicken können.

Nachdem unser „Zimmerverteiler“ Michael Schwidefsky seinem ersten Nervenzusammenbruch nahe gekommen war ( „ich will aber in dem gleichen Zimmer wie der und der schlafen“ und „aber im Programm hieß es doch, daß die Bettwäsche gestellt wird“ ) machte dieser sich mit 5 Helfern daran, das Chili Con Carne für den ersten Abend vorzubereiten. Michaels ausdrückliche Anweisung hierbei war, daß sich dieses Jahr niemand beschweren solle, daß das Chili nicht scharf genug sei, was dazu führte, daß der Getränkekonsum an diesem Abend etwa doppelt so hoch war wie sonst. Nachdem sich auf der letzten Con einige Leute beschwert hatten, sie wüßten schon nicht mehr in welchen Schrank sie die vielen Contassen eigentlich noch unterbringen sollten, wurden diesmal auf der Opening Ceremony T-Shirts verteilt, die wieder mal eine phantastische Zeichnung von Mr. Mice Trek zierten: die Miltenberg Conterminators ala BorgMice und MiceStormtrooper. Irgend jemand hatte noch in Erfahrung gebracht, daß selbst in einem Kaff wie Miltenberg eine James Bond Premiere um 0.07 Uhr stattfinden sollte, zu der sich ca. 30 Leute bereiterklärten beizuwohnen. Aber Pierce Brosnan´s Charme war selbst bis hierher vorgedrungen, weshalb nur noch die erste Reihe frei war, woraufhin alle bis auf einige wenige dankend ablehnten. So endete der erste Tag mit einem gemütlichen Beisammensitzen bei einigen Bieren und angeregten Unterhaltungen, was man das Jahr über denn so gemacht hatte, bis auch die letzten, von den Anstrengungen der Anreise geschafft, irgendwann um 4.00 Uhr ins Bett fielen.

Am Nachmittag des zweiten Tages machte sich dann eine größere Gruppe auf den Weg zum Ortskino, um das gescheiterte Programm des Vortages nachzuholen, und mit der grölenden Dorfjugend von Miltenberg Herrn Brosnan in Aktion zu bewundern. Dies führte dazu, daß im weiteren Verlauf des Tages heftigst über den Film diskutiert und gestritten wurde: „Das mit dem Motorrad und dem Flugzeug funktioniert doch NIE !“ Derweil kündigte sich im Conhaus etwas an, was uns noch die gesamte Con hindurch beschäftigen sollte: die ersten legten sich mit Schnupfen ins Bett, um eine ganz eigene Grippewelle auszubrüten. Am Abend sollte der Höhepunkt stattfinden, die Vorführung des Premierenzweiteilers der vierten Season von Deep Space Nine: „THE WAY OF THE WARRIOR“ Pech hatten allerdings diejenigen, die sich in die Kochgruppe „Kartoffelpuffer“ eingetragen hatten. Deren Zubereitung verzögerte sich nämlich etwas und drohte gefährlich nahe an den Start der Folge heranzuführen. Aus diesem Grund sah man immer wieder vereinzelte Personen mit Kartoffelpuffern im Mund vom Essensraum in den Videosaal stürmen die dann mit vollgestopften Mund erklärten: „Noch nicht anfangen, wir brauchen noch 10 Minuten für die dritte Lage“. Die übrigen Teilnehmer erklärten sich wieder mal solidarisch, und verschoben den Filmstart um eine Viertelstunde. Als es dann endlich losging war der Saal gerammelt voll, und eine derartige Stimmung gab es wohl noch bei keiner DS9 Folge jemals zuvor. Wie genial dieser Zweiteiler war konnte man schon daran erkennen, daß danach ein Traube von Leuten vor dem Saal, wild mit den Händen gestikulierend, über die Folge diskutierte. Einhellige Meinung: WAHNSINN.

Der dritte Tag hatte gleich mehrere Attraktionen zu bieten. Am Nachmittag wurden die gemeinen Videorecorder vom Großbild-Projektor abgehängt und anstelle dessen fand eine Nintendo Spielekonsole Zugang. Der Start wurde freigegeben für das große „Streetfighter“ Turnier. Zuerst nach dem Gruppen- dann nach dem KO-System sollten sich die besten „Draufprügler“ der Con herausstellen. Dem ersten Sieger winkten eine Champagnerflasche und ein Jahresabo der Trekworld. Im Endeffekt siegte Joachim, der seinen Gegnern keine Chance ließ, und sie mit gekonnten Special-Moves ins Jenseits beförderte. Dies sollte aber nur auf den absoluten Höhepunkt der Con vorbereiten, welcher am gleichen Abend stattfand. Jason hatte es sich nicht nehmen lassen, in seinem Kofferraum noch Platz für einige Laser-Attack Pistolen zu finden, mit deren Hilfe und anderen Utensilien der ALIEN-WAR in London nachgebaut wurde. Die Teilnehmer wurden zu Gruppen von je drei Leuten eingeteilt, deren Mission es war, einige streng geheime Computer-Codes herauszufinden. Dazu wurden je zwei Leute mit Gewehren ausgestattet, und dann durch das Conhaus gejagt. An der ersten Station ging es noch relativ harmlos zu. Mittels eines Spiels mußte die dritte Person den ersten Code herausfinden, während die beiden anderen die Gänge sicherten. Daran anschließend mußte eine Granate ans Ende der Damentoilette gebracht werden, nur mit dem Unterschied, daß in der Toilette keine normale Beleuchtung mehr vorhanden war, sondern nur eine kleine Schwarzlichtlampe ihren gespenstischen Schein verbreitete. Am Ende der Toilette angekommen (der sicherste Weg war der, auf dem Boden zu robben), stürmte plötzlich ein phantastisch verkleidetes Alien hervor, das es galt mit den Pistolen schnellstens abzuknallen. Dazu hatte jedes Alien eine elektronische Meßeinheit auf der Brust, die nach 5 Treffern das sichere Aus meldete. Für diejenigen, die dies nicht schafften, galt jede Berührung mit dem Alien als der sofortige Tod und das unmittelbare Ausscheiden aus dem Spiel. Im nächsten Level mußte ein Teilnehmer mittels eines Gewehres und Laser-Zieleinrichtung über Spiegel schießen, um so erneut an die so wichtigen Codes zu gelangen. Hatte man auch diese Station geschafft (unsere Leserbrieftante Anke Brühl ließ als gemeiner Seargeant alle Teilnehmer zusätzlich noch 10 Liegestützen machen), ging es ab ins Dachgeschoß des Hauses, wo eine Stroboskoplampe und ein auf voller Lautstärke dröhnender Ghettoblaster einem das Blut in den Adern gefrieren ließ. In einem Nebenraum galt es einen „befallenen“ Soldaten von einem Face-Hugger mittels eines speziellen Werkzeuges zu befreien. Im Anschluß daran freilich stürmte erneut ein Alien aus einem angrenzenden Zimmer, was vielen Gruppen zum Verhängnis wurde, weil es in dem schmalen Gang und bei der dunklen Beleuchtung kaum ein Ausweichen gab, und man einfach zu nervös war, um einen gezielten Schuß abzugeben. Die nächste Station wurde für einen Teilnehmer zum blutigen Ernst. Auf einer Leiter stehend mußte man innerhalb von 10 Sekunden eine Zieleinheit treffen. Special-Marine Matthias Beckmann war über die plötzliche Begegnung mit einem Alien so erschrocken, daß er von der Leiter fiel, und diese auch prompt zerbrach. Außer blauen Flecken und einem Schock waren aber keine Nachwirkungen erkennbar. Die nächste Station war denkbar einfach. Auf Betbänkchen mußte eine Person den Raum überqueren, um den Säuregehalt des Bodens zu deaktivieren. Aber selbst hier schaffte es einer (genau Du Robby !) von den Bänken zu fallen, und damit auszuscheiden. Im letzten Raum wurde nochmals alles geboten. Mit Hilfe einer Nebelmaschine wurde das Zimmer in tiefes weiß gehüllt, und etwa 20 Laserstrahler zauberten in 30 cm Höhe ein Gitternetz auf den Boden, unter dem es durchzukriechen galt, um rechtzeitig eine Bombe zur Detonation zu bringen. Am Ende des ALIEN WAR teilten sich Gruppe 1 und 6 den Sieg, und es stellte sich wieder mal heraus, daß bloßes Rumballern nicht immer zum Erfolg führt. Während nämlich einige reine Damengruppen alle ans Ziel kamen, schieden die meisten Teilnehmer, die in bester Robocop Manier durch Haus stolzierten, schon frühzeitig aus.

Der vierte Tag eröffnete den Zinnworkshop, in dem die Teilnehmer gegen einen kleinen Unkostenbeitrag vom Meister Vader lernten, wie man Zinnfiguren richtig vorbereitet, grundiert und anschließend künstlerisch bemalt. Im übrigen waren im sogenannten Work-Room fast immer jemand anzutreffen, der entweder am Basteln, Eisenbahnmodelle bauen oder malen war. Eigentlich eine schöne Einrichtung, wenn man mal vom Streß der Con abschalten wollte. Dirk versorgte derweil die Künstler immer wieder mit selbstgemachten Cocktails, alkoholfrei natürlich. Einige andere Teilnehmer hatten vom Vortag noch immer nicht genug, und hetzten sich mit Lasergewehren bewaffnet zu je zwei Gruppen durch gesamte Conhaus, und dem Feind den Garaus zu machen. Einige wurden erst durch Knöchelverstauchungen gestoppt.

Am Silvesterabend wurde vormittags der Flohmarkt abgehalten. Jason hatte so allerhand STAR WARS und STAR TREK Material mitgebracht, was zu recht zivilen Preisen über den Tisch ging. Darunter befanden sich auch Dinge wie der Original (!) Stab des Grand Nagus Zek, oder eine echte Odomaske. Reißenden Absatz fanden übrigens die Ewok-Bären, einer von ihnen wurde anschließend sogar gekreuzigt. Ab 15.00 Uhr wurde die Silvesterfete aufgebaut. CD-Player, Discolampen, Nebelmaschine und haufenweise Luftschlangen durften da natürlich nicht fehlen.
Dank unserem DJ Rainer wurde der Abend auch musikalisch gesehen zu einem unvergessenen Erlebnis. Vader überraschte alle mal wieder mit einem selbstgemachten Pudding in verschiedenen Geschmacksrichtungen, der dankend aufgegessen wurde. Die Knallerei um Mitternacht fand wieder in den bekannten Ausmaßen statt, die Polizei von Miltenberg war in Alarmbereitschaft, rückte aber diesmal trotz einiger Proteste der Nachbarschaft aber NICHT aus.

Am darauffolgenden Tag waren meistens etwas müde Gesichter zu sehen, woraufhin eine größere Gruppe beschloß, noch mal das örtliche Kino aufzusuchen und sich den Film „Sieben“ anzusehen. Im Conhaus wurde derweil an der Fortsetzung von „Outbreak“ gearbeitet, als Reality TV. Was sich die ganze Con über abgezeichnet hatte, ging dann richtig los. Über mehrere Zimmer verteilt, lagen immer mehr Leute im Bett, und als Norbert schließlich die Fiebergrenze von 39,8 erreicht hatte, war auch der letzte überzeugt, daß dies der richtige Zeitpunkt wäre den Notarzt zu rufen. Dieser brauchte dann gut eine Stunde um durch alle Zimmer zu kommen, und was hat er sich gefreut, ein Privatpatient war auch dabei. Gefreut hat sich der Apotheker den wir um 23.00 Uhr aus dem Bett geläutet haben, dann allerdings nicht mehr so.

Am 2.1. nutzten einige die Chance, um das nahegelegene Frankfurt zu besuchen, und die dort ansässigen Comic-Shops unsicher zu machen. Am späten Abend sollte die Cocktail-Party stattfinden, und unser Barkeeper Dirk B. überraschte die Gäste mit so ausgefeilten Kreationen wie „Banana-Daiquiri“ und dem „Südseetraum“. Im Laufe des Abends wurde die Stimmung immer ausgelassener, bis schließlich die Musik nicht mehr aus dem Ghettoblaster kam, sondern aus dem angrenzenden Videoraum, dessen Boxen rausgestellt wurden, und jetzt ihrer härtesten Belastungsprobe standhalten mußten. Wie jedoch jemand in den paar Stunden insgesamt 12 Cocktails in sich reinschütten kann, ist mir immer noch schleierhaft. Markus war am nächsten Tag auch kaum zu sehen.

Am vorletzten Tag zeichnete sich langsam ab, daß die Luft ziemlich raus war. Immer mehr Leute reisten ab, wohl auch, um sich vorm Aufräumen zu drücken. Auch die Kochgruppen wurden immer weniger und kleiner. Hierbei gibt es vielleicht sogar einen kleinen Meckerpunkt anzubringen. Das Ziel der Kochgruppen sollte es sein, anderen Teilnehmern die Möglichkeit zu bieten, sich am Essen zu beteiligen. Dies hat wohl eine Gruppe etwas falsch verstanden, die sich dadurch auszeichnete, daß sie ihre Kochgruppe immer mit dem Vermerk aushängte, daß sie schon voll seien, niemanden mehr reinlassen und eigentlich nur zeigen wollen, was sie für sich und niemanden sonst anbieten werden. Schön und gut, wenn diese Leute unter sich sein wollen ist das ja OK, aber warum hängt ihr eure Listen dann eigentlich noch aus?

Am letzten Tag war die Zahl der Teilnehmer fast schon auf ein Minimum geschrumpft, so daß am obligatorischen Abendessen, das diesmal beim Chinesen stattfand, nur noch ca. 30 Leute vorhanden waren. Der Abend klang bei Freibier und anderen freien Alkoholika gemütlich aus, und alles machte sich daran, die Sachen zu packen, denn am nächsten Tag mußten wir um 12.00 Uhr das Haus verlassen. So wurden die Teilnehmer die noch nicht wach waren, um 8.00 Uhr von Vader mittels eines Kochtopfes geweckt, und die 26. TREWA CON näherte sich dem Ende.
Fazit: die TREWA ist auch weiterhin eine lustige Veranstaltung, welche auch ohne Schauspieler auskommt und mittels technischer Geräte und einer Menge Attraktionen und Spaß so manchen vermutlich länger im Gedächtnis bleiben dürfte, als wenn ein Patrick Stewart oder William Shatner auf der Bühne seinen vorbereiteten 60 Minuten Dialog losläßt.

Matthias Neumann

Wohl niemand denkt auf einer Con an den Tod oder etwas Ähnliches. So wahrscheinlich auch nicht unser Freund Jürgen Hermann, der bereits 1981 auf der allerersten TREWA CON anwesend war und von vielen nur liebevoll „Heinz“ genannt wurde. Er selber dachte wohl am wenigsten daran, als er zwei Tage früher die Con verließ – denn es ging ihm nicht besonders gut.
Daheim verschlechterte sich Jürgens Gesundheitszustand derart dramatisch, daß er selbst den Notarzt rief und sich in das Krankenhaus eingeliefern ließ. Dort verstarb Jürgen in der darauffolgenden Nacht an den Folgen eines Herzinfarktes.

Lieber Jürgen, wir werden Dich sicher immer in Erinnerung behalten, und auf der nächsten Silvestercon an Dich denken.

Die Teilnehmer der 26. TREWA CON in Miltenberg.

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